8. Januar 2019 / Hohenloher Zeitung
Sommergefühl trotz Winterkälte
Schöntal - Musikverein Bieringen mit abwechsungsreichem Konzert in der Jagsttalhalle
Von Erna Hauber
Im sommerlichen Schweden beginnt die musikalische Reise, genau genommen im Agust 1991, beim "Stockholm Waterfestival," mit einer Bootsfahrt über kühlendes Wasser, mit Springbrunnen und Fonänen und über stille, ruhige Seen. Mit der spritzig-leichten Darbietung des gleichnamigen Stückes von Luigi di Ghisallo bringen die Musiker des Musikvereins Bieringen, unter der Leitung von Jürgen Krieger, die Wärme und Leichtigkeit des vergangenen Sommers ins verregnet kühle Jagsttal.
Mit Schwung führt Lisa Schmierer, die zur Zeit in München Wirtschaftsinformatik studiert und beim Radiosender M94.5 aktiv ist, durchs Programm. Sie hat heute die Querflöte mit dem Mikrofon getauscht und kündigt nun eine anstrengende Bergtour zum "Mont Blanc", dem höchten Berg der französischen Alpen an: "Otto M. Schwarz beschreibt in seinem Stück nicht die tolle Aussicht auf dem Gipfel, sondern den anstrengenden Weg dorthin.

Volle Pulle - mit viel Luft und flinker Zunge: Die Bieringer Blasmusiker sind mit Konzentration und Begeisterung dabei.
Foto: Erna Hauber
Bergtour Die spannende Bergtour beginnt am frühen Morgen, mit kraftvollen Paukenschlägen und Fanfaren, bei Sonnenaufgang, gefolgt von lieblichen Vogelgezwitscher, dargebracht auf wassergefüllten Tonpfeifchen, bis plötzlich die Vögel verstummen und ein dunkles Gewitter mit Donner und Eisregen aufzieht. Die Trommelschläge, Disonanzen und das Donnergrollen, mit Hilfe von Blechtafeln, sorgen für Gänsehaut und lassen das Publikum den Eisregen im Nacken spüren. Schließlich ist, nach einer Steinlawine, der Gipfel erreicht, und der Dirigent Krieger bringt alle zurück in die Jagsttalhalle.
Nach Russland geht es weiter zu "Symphonic Dances, from Fiddler on the Roof". aus dem Musical "Anatevka" mit lockeren und beschwinglichen Melodien die zu Herzen gehen. Czàrdàs-Rhythmen erklingen bei der "kleinen ungarischen Rhapsodie" von Alfred Bösendorfer in rasantem Tempo in Dur und Moll.
Und wie geschaffen für einen virtuosen Trompeter ist der Militärmarsch "Der alte Dessauer", bei dem Roger Kühlwein als Solist sein Können unter Beweis stellt. Zu einem Wanderausflug, in den Schwarzwald laden die Musikerinnen und Musiker bei "Silva Nigra" ein, wobei die einzelnen Register schön zur Geltung kommen.
Musical Der Mix aus den Liedern des Musicals "Grease!" beschreibt beschwingt und spielerisch die Romanze des schüchternen Mädchens Sandy und des coolen Mädchenschwarms Danny. Zur Zeit des Vietnamkriegs spielt das Musical "Hair" mit rhythmischen Klängen, bei dem sich eine Gruppe guter Freunde gegen Krieg, Rassismus und Gewalt einsetzt. Von Timo Dellweg stammt der Marsch "Kaiserin Sissi", die, bildhübsch, zeitlebens von Selbstzweifeln geprägt, von Männern begehrt, aber total unglücklich gewesen sein soll. "Von allem etwas" bietet das letzte Musikstück "Absolute Crossover" von Otto M. Schwarz. Beginnend mit sinfonischer Ouvertüre wechseln Swing- mit Pop- und Rockeinlagen inklusive schnelle Takt- und Tempowechsel. Nach minutelangem Applaus folgen der Konzertmarsch "Nasim "Hranicarum" von Karl Eska und das Solostück "Flying Flutes", bei dem die vier Flötistinnen Carolin Vogt, Stefanie Lilier, Vanessa Nies und Laura Schelling an den Querflöten so richtig zur Geltung kommen. Die Musikerinnen und Musiker des Musikvereins Bieringen lassen es sich nicht nehmen im Anschluss an das Konzert noch zur Unterhaltung aufzuspielen.
Zitate:
"Lassen sie sich jetzt aus dem Alltag reißen und denken Sie zurück an ihre persönliche Romanze, die erste große Liebe oder den ersten Kuss" - Lisa Schmierer bei der Anmoderation zu "Grease"
"Er ist junge 53 Jahre alt, spielt Trompete seit er 8 ist und hat eine unfassbar gute Doppelzunge. So schnell wie er damit spielen kann, kann ich nicht mal reden, und das will was heißen." - Lisa Schmierer über den Trompetensolisten Roger Kühlwein